Eine Sprendlinger Familie im Nationalsozialismus: Christina Struck stellt ihr Buch vor
von Katharina Diehl-Knieriemen
Eine besondere Geschichtsstunde durften am Montag, den 10.11.2025 die Schülerinnen und Schüler der Geschichtsleistungskurse der MSS der IGS Gerhard Ertl erleben: Christine Struck, eigentlich Professorin für Kunstgeschichte in Erlangen, las aus ihrem Buch “Die Aufsteiger, Deutscher Mittelstand unter Hitler: Eine Familiengeschichte” vor.
Die Autorin hat sich vor einigen Jahren auf den Weg gemacht, die Geschichte ihrer Großeltern und Urgroßeltern zu erforschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus eine Firma in Sprendlingen hatten. In der Lesung gab sie den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Ergebnisse ihrer Arbeit, die im Oktober als Buch erschienen ist. Sie berichtete vom Werdegang ihres Urgroßvaters, der schon im ersten Weltkrieg mit seiner Betonwarenfabrik vom Krieg profitierte und sich als überzeugter Nationalsozialist in den 30iger Jahren auch politisch im Ort engagierte, während seine Firma am Bau des Westwalls beteiligt war. Die Firma verdiente gut an diesem Projekt und beschäftige zur Zeit des zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg war Johann Struck zwar knapp zwei Jahre interniert, wurde 1949 im Zuge des Spruchkammerverfahrens als Mitläufer eingestuft und durfte danach seine Firma wieder übernehmen. Christina Strunck berichtete von dem Verfahren und äußerte die Vermutung, dass ihr Großvater diese milde Einordnung wahrscheinlich durch Bestechung und den Kauf von wohlwollenden Zeugenaussagen erreicht hatte.
Beindruckt hörten die Schülerinnen und Schüler zu und stellten danach interessiert Fragen, wie die Familie mit den Nachforschungen umgegangen ist. Auf die Frage, wie man den aktuellen bedrohlichen rechten Tendenzen in der Politik begegnen könne, war die Antwort der Autorin eindeutig: Man müssen sich dem deutlich entgegen stellen und sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Ein wichtige Erkenntnis aus ihrem Buch: alle Mitglieder der Familie Strunck hätten für ihre Mittäterschaft und ihre Beteiligung am NS System bezahlt. Keiner habe ein glückliches und selbstbestimmtes Leben geführt, auch wenn sich die äußerlichen Bedingungen nach dem Krieg schnell wieder verbesserten. Der Nationalsozialismus führte diese Menschen in den Abgrund und schreckliche Zerstörung. Vor diesem Hintergrund müssen wir heute eine Wiederholung solcher Zustände auf jeden Fall verhindern. Mit einem warmen Applaus verabschiedeten die Schülerinnen und Schüler Frau Strunck. Die Geschichtslehrer bedanken sich ganz herzlich bei Frau Strunck für diesen spannenden und lebhaften Beitrag zur Regionalgeschichte.












